Diabetes

Diabetisches Fußsyndrom

Verbrennungen am Fuß bei diabetischer Neuropathie
Abbildung 1

Für Patienten die unter Diabetes mellitus leiden, ist Fußpflege von großer Bedeutung.
Eine über Jahre bestehende Diabeteserkrankung kann zu einer Schädigung von Nerven führen. Das Gefühlsempfinden des Fußes ist dabei herabgesetzt oder vollständig aufgehoben (Neuropathie). Die Schutzfunktion des Schmerzes geht verloren, so dass Hautschäden wie Blasen oder wunde Stellen nicht bemerkt werden.

Trockene und rissige Haut mit vermehrter Verschwielung
Abbildung 2

Durch die Störung der motorischen Nerven verkümmert die Fußmuskulatur. Eine Störung der autonomen Nerven führt zu trockener, rissiger Haut und einer vermehrten Bildung von Schwielen und Clavi (Hühneraugen).

Weitere Folgeschäden des Diabetes mellitus betreffen das Gefäßsystem (diabetische Angiopathie) mit Durchblutungsstörungen und einer gestörten Wundheilung.

Schwerer Infekt des Fußes. Die Eintrittspforte für die Bakterien war eine kleine Wunde am Vorfuß. Durch die Neuropathie hatte der Patient keine Schmerzen und hat sehr spät den Arzt aufgesucht.
Abbildung 5

In der Summe führt das Zusammenspiel aller dieser Mechanismen zu einem erhöhten Risiko für Verletzungen, Infektionen und dem Absterben von Gewebe. Vermeintlich leichte Verletzungen können so schnell zu Situationen führen, die im schlimmsten Fall den Verlust des Beines zur Folge haben.

Das Risiko entsprechende Veränderungen zu entwickeln hängt unter anderem ab von der Erkrankungsdauer, von der Einstellung der Blutzuckerwerte, dem Blutdruck und den Blutfetten. Einen negativen Einfluss haben darüber hinaus Nikotin, Bewegungsmangel sowie ein übermäßiger Alkoholkonsum.

Mögliche Zeichen einer Nervenschädigung (Neuropathie)

  • Brennende Schmerzen in der Fußsohle, teils auch nachts.
  • Strumpfförmiger Verlust des Gefühls (Temperatur, Berührung).
  • Schwellung der Füße.
  • Taubheitsgefühl der Zehen, in fortgeschrittenen Stadien auch des gesamten Fußes oder der Unterschenkel.
  • Verletzung des Fußes ohne Schmerzen.
  • Veränderung der Fußform mit Schwellung und Rötung (diabetische Neuroarthropathie - Charcotfuß)

Mögliche Zeichen einer Gefäßschädigung (Angiopathie, periphere Durchblutungsstörung)

Diabetische Neuroarthopathie mit Veränderung der Fußform, Schwellung und Rötung.
Abbildung 6
  • Rot- und Blaufärbung der Haut.
  • Kalte Füße (auch im Sommer oder in warmen Räumen).
  • Schmerzen beim Gehen mit eingeschränkter Gehstrecke.
  • Schmerzen in den Waden bei hochgelegten Füßen die verschwinden, wenn die Füße wieder nach unten hängen.
  • Fußpulse schlecht oder nicht tastbar.
  • Verzögerte Wundheilung.
  • Verlust der kleinen Haare auf Zehen und Fußrücken.

Hautpflegetipps für Patienten mit Diabetes mellitus und eingeschränktem Gefühlsempfinden (Neuropathie)

  • Kontrollieren Sie täglich Ihre Füße bei guten Lichtverhältnissen! Bei Auffälligkeiten wie neu aufgetretenen Wunden, Verdacht auf Pilzinfektion, Blasen oder Druckstellen suchen Sie Ihren Arzt auf.
  • Ist Ihnen das nur schwer möglich, benutzen Sie einen Spiegel oder bitten Sie jemanden um Hilfe.
  • Achten Sie auf kleine Verletzungen, Abschürfungen, Druckstellen, Hautveränderungen, Insektenstiche, Blasen usw. und suchen Sie bei entsprechenden Veränderungen den Arzt auf. Bereits kleine Hautschäden können Bakterien eine Eintrittspforte bieten.
  • Gehen Sie nicht barfuß. Kleine Steinchen, Dornen oder der im Sommer heiße Boden können bei gestörtem Gefühlsempfinden rasch zu schweren Schäden führen.
  • Schützen Sie sich vor Sonnenbrand! Auch in der Sauna besteht eine erhebliche Verbrennungsgefahr für die Haut.
  • Behandeln Sie Druckstellen (starke Schwielen, Hühneraugen) nicht selbst. Suchen Sie professionelle Hilfe beim Podologen.
  • Verwenden Sie auf keinen Fall Hühneraugenpflaster oder –tinkturen, sowie  aggressive Salben gegen Hornhaut. Es handelt sich dabei um scharfätzende Mittel, welche die Haut verletzen und zu offenen Stellen führen können. Verwenden Sie niemals spitze, scharfe oder schneidende Instrumente (Verletzungsgefahr)!
  • Bei herabgesetztem Gefühlsempfinden ist davon abzuraten die Nägel selbst zu schneiden. Die Verletzungsgefahr mit nachfolgendem Infekt ist hoch. Häufig übernimmt oder bezuschusst die Krankenkasse bei Neuropathie die podologische Behandlung zur Fuß und Nagelpflege. Sie selbst sollten die Nägel nur kürzer feilen und auf die Verwendung von Scheren und anderen spitzen Gegenständen verzichten.
  • Leiden sie unter kalten Füßen verwenden sie warme Socken. Heizdecken und Wärmflaschen haben ein erhebliches Risiko Verbrennungen zu verursachen.
  • Waschen Sie Ihre Füße täglich mit lauwarmem Wasser. Die Temperatur (höchstens 37°) sollten Sie mit dem Ellenbogen oder einem Thermometer überprüfen. Durch die Nervenstörung wird zu heißes Wasser unter Umständen nicht erkannt was zu schweren Verbrennungen führen kann.
  • Verwenden Sie rückfettende Seifen um ein zu starkes Austrocknen der Haut zu vermeiden.
  • Verwenden Sie keine Bürsten oder Massagehandschuhe und vermeiden Sie alles, was eine Hautreizung hervorrufen kann. Durch Reizung der Haut kann es zu einer Gewebsschädigung kommen.
  • Trocknen Sie Ihre Füße nach dem Bad sehr sorgfältig ab, einschließlich der Zehenzwischenräume. (Vorsichtig! Trockentupfen – nicht reiben, um die Haut nicht zu verletzen).
  • Patienten mit Diabetes mellitus haben häufig eine trockene und unelastische Haut. Entsprechend wichtig ist die Fußpflege mit einer auf den Hauttyp abgestimmten Fußcreme.
  • Übermäßige Hornhaut (Hyperkeratose) kann nach einem Fußbad vorsichtig mit einem Bimsstein entfernt werden.

Tipps für Schuhe und Strümpfe

Ulkus unter der großen Zehe
Abbildung 7
  • Tragen Sie nur Diabetiker geeignetes Schuhwerk. Kennzeichen dieser Schuhe ist eine ausreichende Breite, Weichbettung, weiches Obermaterial aus Leder und eine rutschfeste Sohle.
  • Kaufen Sie Schuhe nur am Nachmittag und verwenden Sie beim Schuhkauf die Strümpfe die sie später auch im Schuh verwenden werden. Die Füße sind am Nachmittag um bis zu eine Schuhgröße größer als am Vormittag.
  • Tragen Sie neue Schuhe am Anfang nur kurz und untersuchen sie nach ca. 10 Minuten den Fuß auf gerötete Areale und Druckstellen. Danach gewöhnen sie den Fuß durch stundenweises Tragen an den Schuh, bis die Schuhe eingelaufen sind.
  • Tasten Sie Ihre Schuhe aus bevor sie diese anziehen. Entfernen Sie Fremdkörper und tasten sie nach neu aufgetretenen Falten im Leder oder prominenten Nähten.
  • Leiden Sie unter einer Fuß- oder  Zehenfehlstellung, sollten Sie sich in orthopädische Behandlung begeben. Je nach Deformität kann durch Einlagen, Schuhzurichtungen oder orthopädische Maßschuhe das Risiko für Druckstellen deutlich reduziert werden.
  • Wechseln Sie jeden Tag ihre Strümpfe. Vermeiden Sie enge Strümpfe mit auftragenden Nähten. Im Orthopädiefachhandel sind spezielle Diabetikerstrümpfe erhältlich die keine Nähte aufweisen.
  • Tragen Sie helle Strümpfe – so sind Verletzungen schneller zu erkennen.
Bitte beachten Sie:
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